Synthetics

1. Erzählt doch mal was aus eurer Trickkiste, sprich Anfänge, Roots etc.

1984 nach dem plötzlichen Abflauen der Popmusikkultur entschlossen wir uns selbst Musik zu machen. Das klingt zwar sehr pragmatisch, doch empfanden wir in diesem Sommer so etwas wie einen musikalischen Verfall dem wir mit unseren Vorstellungen entgegenwirken wollten. In der Zeit bis 1990 entstanden etliche elektronische AR- Demos, die jetzt auch in den nächsten Wochen unter dem CD-Titel "Fractals" erscheinen. Danach erschien die erste CD unter dem Projektnamen "Endzeit"; auf dieser Maxi befanden sich eher poppige Titel, unter anderem auch die in Indie- Discos beliebten "The Fall" und "Sternenlicht". Das eigentlich bessere Material sollte kurze Zeit später als Longplayer erscheinen; wurde jedoch aber erst auf der "So Very Distant" Doppel-CD von 1999 und der nun in 2002 erschienenen "Language"-CD veröffentlicht. Das Ur-Material auf der zu erwartenden "Fractals" transportiert noch etwas von der naiven Ursprünglichkeit. Festgehalten in den Sounds der alten analogen Synthies zeichnet sich schon der Drang nach soviel Gehalt wie möglich ab.

2. Stichwort John Foxx (Ultravox)...

1987 im Sommer beschloss die Sängerin der Band Antje aus reinem Enthusiasmus heraus John anzurufen, um mit ihm über unsere musikalischen Pläne und generell seine Kunst zu sprechen. Unsere Anschauungen über die Musikkultur und Kunst generell kamen den Seinen sehr nahe und er lud uns einige Wochen später zu sich ein. Zwei Tage lang führte er uns durch Londoner Galerien und Museen; es war ein euphorischer Rausch aus Kunst, Eindrücken und tollen Gesprächen.Das zweite Treffen war im September 1987. Unser gesamtes Equipment schleppten wir mit rüber ins Garden-Studio. (Kleine Anekdote am Rande: eine Woche vor der Abfahrt Richtung England, war unser Song-Material durch einen Virus vernichtet worden... das kostete Überstunden!!!) Geplant war eigentlich den Song "Timemachine" zu produzieren, John favorisierte aber "When The Stars Return", welches dann im Garden Studio produziert wurde, wo Gruppen wie Depeche Mode, Erasure, etc. ihre goldenen Erinnerungen an den Wänden hinterlassen hatten.

3. Wie kam es zu der jetzt vorliegenden Compilation "Language" und wann erscheint tatsächlich euer neues Album "Fractals"?

"Language" erschien jetzt vor wenigen Wochen, weil wir einige gut produzierte Songs aus den alten Tagen wie z.B. "Another Language" nicht mehr länger in den Schubladen zurückhalten wollten. Die CD ist also eine Mischung aus wahren Schätzen der Mottenkiste, fetten Elektronik-Tanzmixen der "So Very Distant" und richtungsweisenden neuem Material. Die "Fractals" erscheint in den nächsten 1-2 Monaten, abhängig auch von den Reaktionen auf die "Language".

4. Ihr habt ja n' ganz fetten 80er Anteil in eurer Musik, was haltet ihr vom derzeitigen Revival und zählt ihr euch selbst dazu?

Was uns mit den Bands der damaligen Zeit verbindet ist das Suchen nach Substanz, Gehalt und musikalischer Authentizität. Das sind die Gemeinsamkeiten. Ein reines epigonenhaftes Nachäffen, würde uns nie zufrieden stellen. Wahre Musik ist ein Ausbruch, immer persönlich, intensiv und wahr, eben eigenständig. Die oberflächlichen Symbole der 80er werden gerade marketing-technisch ausgeschlachtet. Die ursprüngliche Seele, der Aufbruch (wohin sollte es denn auch gehen?) fehlt jedoch.

5. Was bedeutet eigentlich euer Bandname?

Es gibt da zwei mögliche Interpretationen: 1) Ein poem von John Dryden besitzt diesen Titel und beschreibt die Rückkehr einer Göttin in einer fernen, imaginären Zukunft auf die Erde. 2) ein Lateiner würde es mit "die Rückkehr der Sterne" übersetzen und dabei milde lächelnd in ein "astrorum redux" korrigieren, der Latein Unkundige, darf es auf die einfache Formel "Duscholux" bringen.

6. Was sind eure Pläne und Wünsche?

Musik, Musik, Musik..

7. Welche nennenswerten Liveaktivitäten habt ihr schon absolviert?

Wir hatten vereinzelte Auftritte, werden aber in Zukunft diese etwas systematischer planen und angehen.

8. Mit welchen Geräten (musikalisch wie auch Datentechnisch) arbeitet ihr bzw. bevorzugt ihr?

Von der Melodika und der C-Flöte über das Formant Modularsystem bis hin zu unserem Lieblingsgerät Monopoly benutzen wir alles was der Sehnsucht Töne schenkt.

9. Wovon handeln eure Texte, habt ihr eine bestimmte Grundstimmung oder variiert das?

Das Zelebrieren von Einheit, Einklang, Schönheit, jedoch in Anbetracht von wahren Wortschöpfern nur ein Kinderstammeln.

10. Wie seht ihr selbst realistisch eure Chance im Musik- Bizz?

Kunst für die Kunst, so wenig Bizz wie möglich !!!

11. Welcher Schublade (oder Hörerschaft) rechnet ihr euch eigentlich zu?

Wir machen Kirchenmusik. Eindeutig ! Wer sich unserer Musik vorbehaltlos öffnet, wird verstehen was damit gemeint ist. Irgendjemand hat mal gesagt wir würden "hochromantische Gefühls-Avantgarde" machen. Bitte um Zuschriften wer das nachempfinden und uns näher erläutern kann...

12. last Words???.... (warum Mann euch z.B. hören sollte... oder so)

Um Trost zu finden ?

INTERVIEW: XYPHER

Internet/ www.synthiepop.de/ micha@synthiepop.de